(DE)

Dieser Artikel ist zuerst auf Arabisch in der CORAX – Programmzeitung Februar/März 2024 erschienen.

Soumaya Almarrey schreibt in ihrem Text über ihre Erfahrung als Frau im Exil:  über die Entscheidung der Flucht mit ihrer Tochter und über die Schwierigkeiten der Migration. Insbesondere berichtet sie davon, wie sie nach der Ankunft in Deutschland von der Dominanzgesellschaft als arabisch-muslimische Frau und durch das Tragen des Hijab wahrgenommen wird.

 

Ich hätte nie erwartet, mein Land zu verlassen und in ein anderes Land auszuwandern – bis sich die Ereignisse in meinem Land änderten, Es begann mit der Revolution und ihrer Ausweitung auf alle Teile Syriens, insbesondere Ende 2015 und Anfang 2016. Auf der Suche nach Sicherheit, die wir in unserem Land verloren hatten, beschloss ich nach und nach in ein zweites Land auszuwandern.

Ich begann meine Reise mit meinem kleinen Mädchen, das zu diesem Zeitpunkt gerade einmal vier Monate alt war. Ich habe diese Entscheidung zum Wohle meines Kindes getroffen: damit es in einer sicheren Umgebung, fernab von Krieg und Instabilität, leben kann. Es war eine sehr schwierige Zeit Entscheidung, weil ich meine Familie, mein Heimatland, mein Zuhause und alle meine Freunde und Erinnerungen verlassen musste. Doch ich war gezwungen, diese Entscheidung  zu treffen – für mich selbst und für mein Kind. So schwierig der Weg zu dieser Entscheidung auch war, die Migration war viel schwieriger. Was mich betrifft, so hatte ich in diesem jungen Alter meine Tochter bei mir, die erst ein paar Monate alt war. Sie musste all diese Strapazen und Leiden mit mir ertragen, während ich für sie die Zukunft zeichnete, ein Leben, in dem wir Sicherheit und Stabilität genießen würden. Jedes Mal, wenn ich aufgeben wollte, dachte ich an mein Kind und daran, wohin die Situation führen könnte. Aus meiner Tochter schöpfte ich meine Kraft und positive Energie, um meinen Weg zu gehen und mein Ziel zu erreichen.

Nach Leiden und Entbehrungen erreichte ich mein Ziel: das Land, in dem ich von Sicherheit und Geborgenheit träumte. Nach meiner Ankunft und Stabilisierung sah ich mich jedoch einigen Schwierigkeiten gegenüber. Jedes Land hat seine Vor- und Nachteile, einschließlich der Unterschiede in den Bräuchen, Traditionen usw. Religionen. Trotzdem gab es einen Hoffnungsschimmer. Wir akzeptierten den größten Prozentsatz der hier lebenden Bevölkerung. Sie respektierten unsere Bräuche, Traditionen und Religion, und wir respektierten ihre Bräuche, Traditionen und Religion. Trotzdem gab es ein großes Hindernis zwischen uns. Sie akzeptierten die verschleierte Frau nicht in ihrer Gesellschaft. Sie betrachten unseren Hijab als Symbol des Terrorismus. Ich spreche nicht von allen, sondern von einigen, die die Bedeutung des Hijab nicht kennen. Der Hijab ist für mich eine Verpflichtung und eine religiöse Pflicht. Es ist ein integraler Bestandteil meiner Religion, und ich kann sie als arabisch-muslimische Frau nicht aufgeben. Auch sie müssen damit koexistieren und dies akzeptieren. Ich spreche über das, was ich durchlebe: Blicken ausgesetzt zu sein, die ihre Ablehnung von mir ausdrücken. Das Hijab beeinfluust ihre Art, mit uns zu reden. Aber wir sind gezwungen, die Meinungen anderer zu respektieren und ihre Meinungen zu akzeptieren, und sie müssen auch unsere Bräuche, Traditionen und Überzeugungen respektieren, damit wir besser miteinander koexistieren können.

 

(ENG)

A woman in exile
This article was first published in Arabic in the CORAX – Magazine February/March 2024 

In her text, Soumaya Almarrey writes about her experience as a woman in exile: about the decision to flee with her daughter and about the difficulties of migration. In particular, she talks about how she is perceived by the dominant society after arriving in Germany as an Arab-Muslim woman and by wearing the hijab.

I never expected to leave my country and immigrate to another country until events changed in my country. With the start of the revolution and its expansion to all parts of Syria, specifically at the end of 2015 and the beginning of 2016, due to the acceleration and succession of events, I decided to immigrate to a second country in search of the security and safety that we lost in our country. I started my journey with my little girl, who was no more than four months old at the time. I made this decision for the sake of my child, so that she could live in a safe environment away from war and instability. It was a very difficult decision because I would leave my family, my homeland, my home, and all my friends and memories, but I was forced to make that decision for my sake and for the sake of my child. As difficult as the decision was, the path to migration was much more difficult. As for me, at that young age, I had with me my daughter, who was only a few months old. She also had to bear with me all this fatigue and suffering while I was drawing for her the future and a life in which we would enjoy security and stability. Every time I surrendered, I thought of my child and what the situation might lead to, so I drew from her my strength and positive energy to follow my path and reach  my destination.

After suffering and hardship, I reached my destination, the country in which I dreamed of safety and security. However, after my arrival and stability, I faced some difficulties. Every country has its positives and negatives, including differences in customs, traditions, and religions. Despite this, there was a glimmer of hope. We accepted the largest percentage of the population and they  respected our customs, traditions, and religion, and we also respected them. Their customs, traditions, and religion, and despite that, there was a big obstacle between us. They did not accept the veiled woman in their society. They view our hijab as a symbol of terrorism. I am not talking about everyone, but about some who do not know the meaning of the hijab. For me the hijab is an obligation and a religious duty. It is an integral part of my religion, and I cannot abandon it as an Arab Muslim woman. They must coexist with that and accept it. I am speaking about what I live through. Being exposed to looks indicating their rejection of me. My hijab added to their way of talking to us. But we are forced to respect the opinions of others and accept their opinions, and they must also respect our customs, traditions and beliefs in order for us to be able to coexist with each other better.

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