Die Stimme der Geflüchteten

Seit mehr als zwei Jahren ist Halle beziehungsweise Magdeburg ihr neues zu Hause. Zwei Jahre, in denen das Fremde ihre zweite Heimat wurde, in denen sie Deutschkurse besuchten und sich neu orientierten. Sie haben spannende Geschichten erlebt und jede Menge Erfahrungen gemacht. Viele der vor allem jungen Menschen wollen davon erzählen.

von Sina Reeder für MDR

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Jeyran Daraee hat viel zu erzählen. Die junge Iranerin kam vor zwei Jahren mit ihrer Familie aus dem Iran nach Halle in Sachsen-Anhalt. Schon als kleines Mädchen wollte sie für die Medien arbeiten, doch im Iran bei Radio oder Fernsehen einzusteigen, sei schwer. Vor allem wenn die eigenen Eltern das politische System kritisch sehen, erzählt sie. Durch Freunde erfährt sie vom freien Radio Corax in Halle. Sie geht zu den Treffen der Redaktion Common Voices und moderiert inzwischen sogar eigene Sendungen.

„Am Anfang war es ein cooles Hobby hier bei Radio Corax zu sein bis ich gesehen habe, dass es Leute gibt, die unsere Stimme hören. Und ich dachte: toll!“ In ihren Sendungen bei Radio Corax geht es ums Kopftuchtragen und Frauenrechte.

„Als erstes will ich iranische Frauen erreichen oder aus Saudi-Arabien.  Ich finde, das ist wichtig, als eine Frau offen sprechen zu können“, sagt Jeyran.

Hey ihr müsst keine Angst vor uns haben, wir sind normale Menschen.

Annett Pfützner, Radio Corax

So wie Jeyran wollen viele Geflüchtete und Migranten ihrer Stimme Gehör verschaffen. Warum sind sie geflüchtet? Was bewegt sie? Was denken sie über Deutschland? Was vermissen sie? Welche Probleme haben sie? Fragen über Fragen, die aber meist deutsche Journalisten an Geflüchtete und Zugewanderte stellen. Dass die Menschen in ihrer neuen Heimat selbst berichten, moderieren, Fernseh- und Radiobeiträge machen, ist kaum möglich. Bei Radio Corax trifft sich jede Woche die Redaktion von Common Voices. Einmal wöchentlich senden sie zwei Stunden über ihre Themen, von Rassismus, Kopftuchzwang im Iran bis hin zu Ausbildungsmöglichkeiten in Deutschland. Moderiert wird wahlweise in Persisch, Arabisch bis hin zu Farsi.

„Als freies Radio hat man den Anspruch, eine Plattform für die gesamte Gesellschaft zu bieten und in der Gesellschaft sind nun einmal viele mit anderer Herkunft vertreten“, sagt die zuständige Projektleiterin Annett Pfützner. Ganz oft gebe es den Wunsch, über sich, über ihre Kultur zu informieren und zu sagen, hey –  ihr müsst keine Angst vor uns haben, wir sind normale Menschen, erklärt Pfützner.

Medien und Fernsehen können Brücken bauen, Lebenswelten darstellen und Meinungen wiedergeben.

Annett Pfützner, Radio Corax

Ebenso international geht es im Offenen Kanal in Magdeburg zu. Hier trifft sich die Interface-Redaktion mit jungen Leuten aus Syrien, Irak, Afghanistan, regelmäßig und plant ihre Magazin-, Talksendungen oder auch Dokumentarfilme. Es seien viele Freundschaften entstanden, sagt die Leiterin des Offenen Kanals Bettina Wiengarn. Die Redaktion sei ein perfekter Ort für Integration. „Medien und Fernsehen können Brücken bauen, Lebenswelten darstellen und Meinungen widergeben.“

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